Bald ist der Conergy-Marathon in Hamburg und ich hoffe, dass möglichst viele LäuferInnen in meine Heimatstadt kommen und ein tolles Marathonerlebnis haben werden. Ich werde hier die Hamburger Laufstrecke ganz detailliert beschreiben. Es geht dabei um touristische Gegebenheiten, aber vor allem auch um Streckenprofil, Windanfälligkeit, Zuschauermassen und taktische, wie mentale, Streckenvorbereitung.
Zuerst werde ich die Strecke mit ihren kleinen Tücken, aber auch Stärken, hier in Kurzform vorstellen. Wer Lust hat in epischer Breite von der Strecke zu lesen kann dann die längere Version anschauen.


Ich wünsche Euch viel Spaß!!
Der Beginn in Hamburg mit seinen 3 Startbereichen ist eigentlich sehr gut
organisiert, auch wenn mittlerweile die steigenden Teilnehmerzahlen zu einigen
Problemen führen. Die Zusammenführung der Strecke nach wenigen hundert Metern
wird in diesem Jahr, bei der zu erwartenden Teilnehmermenge, sicher zu einer
großen Enge führen. Hier sollten alle LäuferInnen Gelassenheit walten lassen,
denn ein Marathon ist soooo lang.
Hier eine Streckenveränderung wegen Bauarbeiten auf der Reeperbahn:
(Natürlich ist die Reeperbahn, gleich zu Beginn, jedem in Hamburg ein Begriff, ob man dort gewesen sein muss, diese Entscheidung überlasse ich jedem selbst. Auf jeden Fall geht es hier leicht bergab und man kann den Schritt sehr locker laufen lassen. Die Zuschauer sind auch zu der frühen Stunde zahlreich vorhanden. Allerdings sind Zuschaueranfeuerungen an dieser frühen Stelle (ca. KM 2) eher gefährlich, weil sie zu einem schnellen Anfangstempo verführen. Direkt nach dem 2. Kilometer gibt es in Hamburg das erste zu bedenkende Problem.)
Die nächsten 3 Kilometer sind immer ein wenig ansteigend. Das ist zu Beginn
eines Rennens nicht besonders schwierig, aber die KM-Abschnitte können dadurch
schon mal etwas langsamer sein. Das gilt es zu bedenken, denn wenn ich hier zu
viel auf das Gaspedal trete verbrauche ich am Beginn zu viel Energie, die mir am
Ende dann fehlt.
Die ersten KM führen durch St. Pauli und dann durch Altona im Anschluss daran
laufen wir Richtung Blankenese. Der Streckenverlauf geht Richtung Westen bei
normaler Wetterlage ist mit Gegenwind zu rechnen. Nach 5km laufen wir dann in
die entgegengesetzte Richtung.
Hier ist eine kleine Veränderung, die aber überhaupt
nicht ins Gewicht fällt.
Wir befinden uns jetzt auf der Elbchaussee. Rechts und links große oder noch
größere herrschaftliche Häuser und bald gibt es einen imposanten Blick auf
die Elbe mit dem Hafen im Hintergrund. Bei gutem Wetter sind zwar nicht viele,
aber doch manche Zuschauer dort, einige nehmen ein Sektfrühstück an der
Straße und wer bis jetzt noch nicht wach ist, kann vielleicht einen
kreislauffördernden Sekt zu sich nehmen.
Die Strecke ist hier jetzt leicht abfallend und man kann es "so richtig
laufen lassen". Allerdings ist totale Lockerheit das Wichtigste. Bei KM 10
geht es dann deutlich abwärts bis zum Fischmarkt. Diese Gefällestrecke ist
schon so steil, dass wir in eine größere Stauchung kommen und dabei manchmal
schon den vorderen Oberschenkel müde machen. Das merken wir dann am Montag oder
Dienstag. Nur nicht zu sehr in den Schritt fallen, damit wir gut kontrolliert
laufen. Die Zuschauer haben hier Fußballstadionniveau. Wenige hundert Meter
weiter sind wir dann an den Landungsbrücken. Auch hier stehen sehr viele
Zuschauer, weil der Weg vom Start einigermaßen schnell zu schaffen ist und so
Freunde den Start sehen können und dann schnell an einem Streckenpunkt stehen können.
Jetzt geht es am Rand der Speicherstadt dahin bis zum Wallringtunnel. Durch den
Tunnel sind die Läufer dann ziemlich allein. Die Geräuschkulisse verstummt und
man hört nur die Schritte auf dem Asphalt. Für mich immer eine eher gespenstische Atmosphäre. Allerdings entschädigt dann die Runde um die
Binnenalster für die einsame Zeit im Tunnel. Hier stehen wieder sehr viele
Zuschauer und man kann sich treiben lassen, denn bis auf den kleinen Anstieg am
Ende des Tunnels ist der Kurs hier total flach. Die Kennedy-Brücke teilt die
Binnen- und Außenalster, d.h. wir laufen nach der Kennedy-Brücke am rechten
Außenalsterufer hoch. Wir passieren das Atlantic-Hotel und kommen dann zum
KM-Punkt 20.
Es geht etwas weiter an der Alster lang und erst ca. 200m
später rechts ab. Dadurch verschiebt sich der schwierige Streckenabschnitt an
der altern Wöhr um ca. 1km.
Wenn wir Läufer dann die Alster verlassen kommt meines Erachtens
ein schwieriger Teil der Hamburger Strecke, denn ab KM 23 geht es bergan. Die KM-Splits sind dann schnell mal langsamer als die vorigen und
das bei jetzt aufkommender Ermüdung. So solltet ihr das aber nicht auf eben
diese entstehende Müdigkeit schieben, sondern auf den schwierigen Streckenteil.
Also unbedingt positiv denken! Der 5km-Split von 20-25km kann also ein langsamer
sein. Danach ist die Strecke wieder etwas leichter. In dem Geschäftsviertel
City-Nord ist normalerweise am Sonntag absolut nichts los, nur am
Marathonsonntag organisieren die dort ansässigen Konzerne kleinere
Straßenfeste. Hier geht dann mit Musik und Anfeuerungen die Post ab, so dass bis KM 30 wieder ein
schneller Split erreicht werden kann. Und bekanntlich fängt der Marathon jetzt
erst an.
Wir laufen jetzt ganz im Norden von Hamburg und es ist die weiteste Entfernung
bis zum Ziel. Das ist auch symbolisch für den Marathon so, denn die alte Regel
ist:
Ein Marathon hat 2 gleiche Hälften, die ersten 30km und dann die folgenden
12km. Also wenn wir bei Km 31 am S-Bahnhof Ohlsdorf sind, dann haben wir noch ein
gutes Stück vor uns. Wer große, große Probleme hat kann von hier mit der
S-Bahn verletzungsfrei ins Ziel kommen. Das entscheidet jeder für sich......
Leider ist die Strecke auf den folgenden KM nicht sehr attraktiv, obwohl auch
hier die wenigen Zuschauer immer aufmunternde Worte für die Läufer haben. Auf
jeden Fall ist es flach und wir können versuchen einen guten Rhythmus zu
laufen. Gerade in diesem Teil der Strecke zwischen 30-35km ist oft ein neuer
Rhythmus von Nöten, da wir durch Stoffwechselanpassungen Probleme mit dem Tempo
bekommen. Auf der Alsterkrugchaussee, das ist eine große Sternstraße in
Hamburg, geht es dann weiter. Bei normalen westlichen Winden ist uns hier der Wind
oft ins Gesicht geblasen. Also wenn es noch breite Rücken vor euch gibt
dann versteckt euch dahinter und wechselt euch gegebenenfalls in der
Führungsposition ab. So hat dann jeder mal seinen 'Hasen'.
Bei KM 35 ist kurz danach noch einmal eine kleine Steigung, die an dieser Stelle
natürlich doppelt zählt. Aber dann kommen wir nach Eppendorf und hier ist
wirklich viel los. Die Zuschauer stehen eng und jeder bekommt seinen Beifall.
Ich bin schon oft mit Beifall durch Eppendorf getragen worden. Alle anderen
natürlich auch!
Wir kommen zum Klosterstern und hier ist die größte
Veränderung der Strecke. Es geht nicht mehr runter zum Harvesterhuder Weg,
sondern in die Rothenbaumchaussee. Hier geht es zu Beginn leicht bergan, was an
dieser Stelle bei ca. 37/38km den Läufern sehr schwer fallen kann. Aber nach
ca. 500-600m ungefähr am Funkhaus des NDR ist der Scheitelpunkt erreicht und
dann geht es leicht bergab. Es ist ein kaum spürbares Gefälle, aber gerade
soviel, dass es angenehm zu laufen ist. Man sollte aber noch Kraft haben, denn
sonst nutzt das "Gefälle" nichts. Am Dammtorbahnhof geht es dann auf
den alten Kurs.
Jetzt können wir uns so langsam auf das Ende freuen. Es liegen die letzten 2 Km
an, die Strecke an der Alster ist ganz flach. Wir verlassen die Alster
und haben dann noch einen Anstieg zu bewältigen. Seit letztem Jahr ist die
Strecke in Hamburg am Ende etwas verändert und der Veranstalter versprach den
Läufern eine schnellere und nicht so ansteigende Strecke. Meines Erachtens hat
sich das nicht bestätigt, denn von welcher Seite wir einen Berg besteigen ist
eigentlich egal. Hoch müssen wir immer laufen. Aber egal wie die Steigung ist,
es ist ca. 1km auf dem wir uns noch einmal voll konzentrieren müssen, die letzten
Reserven aus sich herausholen, dann haben wir noch 2 Rechtskurven und dann sehen
wir die 4 Buchstaben ZIEL........
Viel Spaß!!